Fortbildung für Sie und häufig gestellte Fragen

Wer forensische Linguistik betreiben möchte, sollte u. a. die deutsche Grammatik beherrschen.
Beim Autorenprofiling beispielsweise geht es darum, den Idiolekt eines anonymen Autors herauszuarbeiten. Dazu muss man die grammatischen Strukturen und Phänomene kennen und Abweichungen von der Norm erkennen können. In den Seminaren, die Frau Dr. I. Thormann u. a. an der TU Braunschweig gegeben hat und gibt (forensische Linguistik, Verständlichkeitsforschung, Rechtssprache), hat sich gezeigt und zeigt sich, zu welchen grammatischen Phänomenen es Bedarf für Schulung gibt (z. B. Linksattribution, Konjunktiv, freier Dativ, Komma zwischen zwei Adjektiven, Arten von Adverbialen, Hypotaxe).
Daher bieten wir einzelne Module zur Fortbildung an: mehr ...

Zur forensischen Linguistik gehört auch die Sprache der juristischen Fachkommunikation, u. a. Verwaltungssprache, Sprache vor Gericht, ...).
Dazu bieten wir Kurse in "Rechtssprache" an: mehr ...

Zur Rechtssprache gibt es auch ein Lehrbuch: mehr ...

 

Die „forensische Linguistik“, auch „kriminalistische Sprachwissenschaft“, ist eine

  • Teildisziplin der Forensik und somit eine forensische Methode
  • Teildisziplin der angewandten Linguistik

 

Bundesweite Datenbank aller öbuv Sachverständigen

Die bundesweite Datenbank, in der alle "öbuv" Sachverständigen (öbuv=öffentlich bestellt und beeidigt) aufgeführt sind, finden Sie hier:

https://svv.ihk.de.

 

 

Teildisziplinen der forensischen Linguistik

  • Authentizitätsfeststellung(Autoren-/Verfassererkennung und -bestimmung, Urheberschaftsfragen), Sprache als Streit- und Unter­suchungs­gegenstand
  • Texte aller Art als Beweismittel vor Gericht (mutmaßlich gefälschte Verfügungen von Todes wegen/‌Testamente, [kodierte] Absprachen im Darknet, Love Scamming, Texte auf Beur­tei­lungs-Plattformen
  • Sprache/Texte als Medium kriminellen Handelns, u. a.  Erpressung, Bedrohung, Ehrverlet­zungs­delikte (Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung), Vortäuschen einer Straftat, Beste­chung(sver­such), Mobbing, Nöti­gung(sversuch), Hetz-/Schmutzkampagnen, Volksverhetzung, Anstiftung usw.
  • Dialektologie und Regiolektologie
  • Fälschungs-Erkennung (u. a. Urkunden, Zeugnisse; Abschiedsbrief bei Suizid evtl. erzwungen, echtes Bekenner­schreiben vs. Trittbrettfahrertexte)
  • Erkennung dezeptiver Strategien (Verstellung, z. B. Dt. als Muttersprache vs. Dt. als Fremd­sprache; Tarnung von Verfassern spez. bei Erpressung, Nötigung und anonymer Bedrohung)
  • Plagiat-Erkennung (Literatur, Wissenschaft, akadem. Arbeiten)
  • Hand- und Maschinenschrift-Untersuchung (kriminaltechnische Untersuchungen [Schreib­systeme, MIC/[Machine Identification Code], „tracking dots“ bei Farbausdrucken), Forensische Handschriften­analyse (ca. Graphologie)
  • Glaubhaftigkeits-Beurteilung

(spez. v. Zeugenaussagen [Undeutsch-Hypothese]; merkmalsorientierte Inhalts­analyse, internat. CBCA [criteria-based content analysis], Lügen-Erkennung, Erkennen von Be­fan­genheit), kognitive Linguistik, Sprach-/Textpsychologie, Psyketing (Psychologie + Mar­keting), Ursachen bestimmter Ausdrucksweisen, Glaubwürdigkeits-Beurteilung (Kriminalpsychologie, Psycholinguistik, lingu­i­sti­sche Psychologie, forensische Psychologie

  • Texte im Marken- und Patentrecht
  • Phonetik (Stimm-Erkennung, -Vergleich, Sprecherprofile, Transkription)
  • Verständlichkeits-Beurteilung, Auslegung, Authentizität
  • Vereinbarungen, Verträge, Definitionen, Versicherungskonditionen, Anweisungen, Verbraucherinformationen, Instruktionen aller Art, Gebrauchsanweisung, Beipackzettel [evtl. irreführend, missverständlich]
  • Beleidigende [Anspielungen enthaltende] veröffentlichte Texte [auch Rapsong-Texte], Plakate
  • Behördenanschreiben (z. B. Bescheid), Belehrung, Gesetzestexte, Protokolle (Vernehmungsprotokolle: Beschuldigten-, Zeugenvernehmung), Transkriptionen (z. B. von Abhörprotokollen)
  • Beschilderung (evtl. irreführend, missverständlich)
  • Kurz-Mitteilungen aller Art (mit besonderer Berück­sichtigung von Textsorten und Medien/Social Media wie Tweets, Facebook-, Instagram-, WhatsApp-, Tiktok-Nach­richten, Chatroom-Inhalten, Memes), Erkennen von Social Bots
  • Sprache (inkl. Texte) und ihre Wirkung

sprachliches Verhalten bei der Polizei und im Gerichtssaal

  • Sprechhandlungen durch die Exekutive (Polizei), Judikative (Gericht) und der Organe der Rechtspflege; von Sachverständigen (Darstellung, Schlüssigkeit, Beweiskraft von Aussagen), Befehl, Anordnung, Beweisbeschluss
  • Behördenanschreiben (z. B. Bescheid), Gefährderansprache (und -anschreiben), Beleh­rung, Vernehmung > Ge­ständnis, Zeugenaussage, Rechtsbeugung, Einschüch­terung, “Sanktionsschere” [Rechts­widrigkeit von Verstän­digung im Straf­verfahren], innere Schlüssigkeit und möglicher Widerspruch zum Akteninhalt, Trans­pa­renz- und Mit­tei­lungs­gebote, das “letzte Wort” des Angeklagten vor der Urteilsfindung)
  • Besonderheiten bestimmter Sprecher/Schreiber (traumatisierte Personen/Opfer, Kinder, Menschen mit kogni­tiven Einschränkungen im weitesten Sinne [nach Schlaganfall usw.], Notwendigkeit „Leichter Spr.“)
  • Verdolmetschung, Übersetzung
  • Sprache als Beschreibungs- und Schulungsgegenstand

Schulung von Nicht-Juristen (von Sachverständigen, Dolmetschern und Übersetzern); „Rechtssprache“ (Umfang, Didaktik usw.)

 

ENDE TEILDISZIPLINEN, weitere Fragen ..

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Was hat es mit den "Thormann'schen Treppenstufen" auf sich?

Es geht darum, Hypotaxe, also die Satzkonstruktion mit Unter- und Überordnung von Sinneinheiten - oder simpel gesagt - die Abfolge von Haupt- und Nebensätzen, grafisch darzustellen.
Für eine ansprechende und leicht verständliche Darstellung der Ergebnisse quantitativer Untersuchungsverfahren bietet die deskriptive Statistik viele Möglichkeiten (u. a. Torten-, Mosaik-, Ring-, Netz- und Balkendiagramme, …). Damit auch die Ergebnisse qualitativer Verfahren, und zwar speziell die zur Hypotaxe im Satzbau, angenehmer zu „lesen“ und leichter zu verstehen sind, stelle ich das „Auf“ und „Ab“ bei der Hypotaxe so dar, dass es aussieht wie Treppenstufen. Rechts sehen Sie ein Beispiel, allerdings wären so kurze Texte „im Ernstfall“ viel zu kurz.

 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kriminalistik und Kriminologie?

Bei der Kriminalistik geht es um Polizeiarbeit, also um die praktische Verbrechensverhütung und -bekämpfung und die Strafverfolgung.

Bei der Kriminologie geht es um die eher theoretische Erforschung der Ursachen krimineller Delikte mit Phänomenologie, Anomie (soziale Desintegration etc.), Kriminalstatistik, -soziologie, -psychologie, -psychiatrie, Viktimologie (Opfer-Lehre), Ätiologie (Lehre von den Ursachen kriminellen Verhaltens) etc.

 

Was ist eigentlich Sprachprofiling im Vergleich zur Autorenerkennung mittels Sprachvergleich?

Beim Sprachprofiling werden nicht Texte miteinander verglichen, sondern ein Text (von einem Verfasser, der anonym bleiben will) wird untersucht, um über die sprachlichen Merkmale auf bestimmte Eigenschaften des Verfassers bzw. der Verfasserin – wie Herkunft und ggf. Muttersprache, Persönlichkeitsmerkmale, Sozialisation, Alter, Geschlecht, Ausbildung, Fachkenntnisse und Bildungsstand – zu schließen.
Der Begriff "Sprachprofiling" ist nicht geeignet als ein Synonym für Autorenerkennung und -bestimmung. Beim Sprachprofiling wird ein sehr breites Spektrum von Verfahren zur Untersuchung sprach­licher Auffälligkeiten eingesetzt. Es ist speziell dafür geeignet, Eigenschaften einer Person zu erahnen, die beispielsweise einen anonymen Drohbrief verfasst hat, wenn kein konkreter Verdacht bezüglich einer Person oder Personengruppe vorliegt.
Autorenerkennung und -bestimmung hingegen zielt darauf ab, den/die VerfasserIn eines anonym verfassten Textes zu identifizieren, indem dessen/deren Sprach- bzw. Schreibstil mit dem in einem Vergleichstext (oder Vergleichstexten) verglichen wird, der (die) von dieser Person geschrieben wurden.

 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit?

"glaubwürdig" ist ein Mensch, "glaubhaft" ist eine Aussage